Was würde Jesus im 21. Jahrhundert predigen? Wer wären seine Jünger?
Regisseur Milo Rau kehrt in der süditalienischen Stadt Matera zu den Ursprüngen
des Evangeliums zurück und inszeniert es als Passionsspiel einer Gesellschaft,
die geprägt ist von Unrecht und Ungleichheit. Gemeinsam mit dem Politaktivisten Yvan Sagnet, der Jesus verkörpert, erschafft Rau eine zutiefst biblische
Geschichte. Nach Jesus‘ Vorbild kehrt Yvan als „Menschenfischer“ in das größte
der Flüchtlingslager bei Matera zurück. Unter den dort Gestrandeten findet er
seine „Jünger“. Verzweifelte, die über das Mittelmeer nach Europa gekommen
sind, um auf den Tomatenfeldern Süditaliens versklavt zu werden und dort
unter unmenschlichen Bedingungen in regelrechten Ghettos hausen – allein in
Italien sind das mehr als 500.000 Menschen. Gemeinsam mit ansässigen Kleinbäuerinnen und -bauern begründen sie die „Revolte der Würde“ („The Revolt of
Dignity“), eine politische Kampagne, die für die Rechte von Migrantinnen und
Migranten kämpft.
Regisseur Milo Rau, Popstar der Kultur- und Theaterszene, inszeniert
mit Flüchtlingsaktivist Yvan Sagnet eine moderne Geschichte eines Schwarzen
Jesus mit radikal aktuellen Bezügen. Hauptdarsteller Yvan Sagnet stammt aus
Kamerun und arbeitete selbst auf einer Tomatenplantage in Apulien, bis er 2011
den bisher größten Streik in der italienischen Landwirtschaft organisierte.